Dienstag, 30. Juni 2015

das Stockhorn

Die Stockhornkette ist botanisch betrachtet eines der reichsten Gebiete des Berner Oberlandes.
Den Blumenreichtum des Stockhorns haben schon frühere Generationen bemerkt. So gehört denn das Stockhorn zu jenen Gipfeln der Alpen, die schon früh nicht nur das Ziel des Bergwanderers, sondern auch Gegenstand landschaftlicher Schilderung und topografischer Beschreibung wurden. So war es beispielsweise Zwischenhalt auf Albrecht von Hallers berühmt gewordener Alpenreise, welche ihn von Bern über Riggisberg in das Gantrischgebiet führte und worüber er den Bericht "Iter alpinum Anni 1731" veröffentlichte.
Schon lange vorher, im Jahr 1561, publizierte der Berner Theologe und Botaniker Benedikt Marti unter dem Gelehrtennamen Benedictus Aretius seinen Bericht "Stocc-Hornii et Nessi descriptio" (Beschreibung des Stockhorns und des Niesens), in dem er auch auf die dort vorkommenden Pflanzen eingeht. Eine vom Lateinischen ins Deutsche übersetzte Passage daraus zeigt seine Begeisterung:

Von allen Wanderungen sind mir Bergsfahrten die liebsten. Ja auch dem nach Neuem begierigen Sinne bieten die Berge, was er wünscht: Alle Arten von wunderbaren Pflanzen, prangend in unglaublicher Mannigfaltigkeit, Raubvögel, wie man sie nur in den Bergen findet, beschattete Täler, das leise Murmeln der Bäche, der Blick auf weite und breite Ebenen, Seen, Flüsse, Städte und Schlösser und endlich die herrliche Luft. Alles Dinge, welche durch ihre Neuheit erfreuen können den dieses Schauspiels und dieser Freuden Ungewohnten. Wenn du Altertümliches sehen willst, so findest du Denkmäler höchsten Alters, Abgründe, Felsen, ins Leere hinausragende Klippen, tiefe Schrunde, staunenerregende Erdtrichter, verborgene Höhlen, Eis, das auch mitten im Sommer hart bleibt — und was alles noch? Hier ist wahrlich das Theater des Herrn, Denkmäler jeglichen Alters und Wunder seiner Weisheit und Schöpferkraft umfassend.

Diese Begeisterung kann der Blumenwanderer vollumfänglich teilen, erlebte er doch auf seinem "Iter Stocc-Hornii" eine schier unglaubliche floristische Fülle im Bergfrühling auf dem Stockhorn, das er via Strüssligrat bestieg. Deshalb ausnahmsweise eine etwas umfangreichere Sammlung an Aufnahmen in diesem Beitrag, auch sie jedoch nur ein kleiner Ausschnitt von all dem Gesehenen im "Theater des Herrn".




Alpen-Steinquendel (Acinos alpinus)
Brandorchis (Orchis ustulata) mit dem
Niederstockensee im Hintergrund.



deren filigrane Blüten
den Blumenwanderer bestachen



eine Würger genannte Schmarotzer-Pflanze
(Orobanche sp.), .........



Hainlattich (Aposeris foetida)





das Sonnenröschen (Helianthemum alpestre) gehört zu den
Zistrosengewächsen, die man an den zerknittert
wirkenden Blütenblättern erkennt
an einer Stelle gleich 15 Stück davon gefunden:
das Kleine Zwieblatt (Listera cordata)
mit seinen zierlichen Orchideen-Blütchen


Wieseraute (Thalictrum aquilegifolium)


an derselben Stelle wie die Zweiblätter gefunden:
die Korallenwurz (Corallorhiza trifida)


die beeindruckenden Kalkflühe beim Aufstieg


ein stattliches Exemplar einer
Männliches Knabenkraut (Orchis mascula)
genannten Orchidee

Zottiges Habichtskraut (Hieracium villosum)



Trauben-Steinbrech (Saxifraga paniculata)

die Mondraute (Botrychium lunaria) ist eine Farnart,
die auf den Wiesen des Stockhorns oft vorkommt


Gelbes Alpen-Stiefmütterchen (Viola lutea)






Hornkraut (Cerastium arvense subsp. strictum)



Hohlzunge (Coeloglossum viride)








die Kugelorchis (Traunsteinera globosa) beginnt
zu blühen, eine Orchideenart, die von Haller erstmals 
in diesem Gebiet korrekt beschrieben wurde.
Gantrisch und Nünenen einmal von hinten gesehen






Narzissen-Windröschen (Anemone narcissiflora)


die Weisszunge (Pseudorchis albida)
ist eine Orchideenart,

die bis in den Gipfelbereich vorkommt




der blumenreiche Strüssligrat

die ersten Bränderli (Nigritella nigra) 

Blick aufs Mittelland

nun ist es nicht mehr weit:
der schroffe Gipfel des Stockhorns kommt in Sicht.
Links davon kann man auf die Walalp absteigen.



das Hahnenfuss-Hasenohr (Bupleurum ranunculoides),
ein untypischer Doldenblütler

Stein-Nelke (Dianthus sylvestris)



Wundklee (Anthyllis vulneraria subsp. alpestris)




Alpen-Anemone (Pulsatilla alpina)




Milchweisser Mannsschild (Androsace lactea)




Ausblick vom geheimen Plätzli aus, wo der Blumenwanderer
das Mittagessen einnahm, auf einem windschiefen Bänkli,
das wohl von Kletterern gebaut wurde......


und gleich daneben:
der Gegenblättrige Steinbrech (Saxifraga oppositifolia),
der bereits verblüht ist.......

ebenso wie der seltene Steinschmückel
(Petrocallis pyrenaica)


Alpen-Wachsblume (Cerinthe glabra)




die würzig riechende Augenwurz (Athamanta cretensis)
 liebt sonnige Kalkfelsen. Entgegen ihrem botanischen
Namen kommt die Art in Kreta nicht vor!





Kalk-Polsternelke (Silene acaulis)




Moschus-Steinbrech (Saxifraga moschata)




Niedriges Labkraut (Galium pumilum)


ein Blick auf die Stadt Thun mit ihrem See


Vielgestaltiges Berufskraut (Erigeron glabratus)

das Orangerote Greiskraut (Tephroseris capitata) 
ist der Star des Tages.

es ist eine wegen ihrer Schönheit vom Blumenwanderer besonders
bewunderte, praktisch nur an der Stockhornkette vorkommende Art.





An wärmeren Stellen ist es bereits am Aufblühen






auf dem Gipfel blüht das Zottige Habichtskraut noch nicht,
ist aber nicht minder attraktiv

bis auf den Gipfel vorgedrungen:
die Handwurz (Gymnadenia conopsea)

das Quirlblättrige Weidenröschen (Epilobium alpestre)
blüht auch schon auf dem Gipfel


auch im Knospenstadium einfach wunderschön....
die Strauss-Glockenblume (Campanula thyrsoides).....

mit ihren behaarten Blüten ist unsere einzige
gelbe Glockenblume